Krankenhausaufenthalte stellen ein Risiko für den Erwerb einer sogenannten nosokomialen Infektion dar. Damit sind Infektionen gemeint, die mehr als 72 Stunden nach Aufnahme in ein Krankenhaus auftreten. Diese Infektionen haben eine andere Charakteristik als solche, die außerhalb des Krankenhauses vorkommen:
Zum einen betrifft dies die Erreger, die eine solche Infektion auslösen. Bei den Erregern einer nosokomialen Infektion handelt es sich zwar um die gleichen wie außerhalb des Krankenhauses, jedoch unterscheiden sich diese häufig grundlegend in ihrer Resistenz gegen eine antibiotische Behandlung. Der Grund dafür liegt vor allem darin, dass regelhaft Antibiotikabehandlungen stattfinden, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, eine Infektion durch schwerer zu behandelnde Erreger auszulösen. Die Ursache dafür ist der Selektionsdruck, das heißt, es „überleben“ die Erreger, die sich gegen ein Antibiotikum „wehren“ können, und vermehren sich stärker als solche, die diese Abwehrfähigkeiten nicht haben.
Zum anderen betrifft es die Patient:innen selbst. Eine stationäre Krankenhausbehandlung wird einerseits nur dann notwendig, wenn eine entsprechend schwere Erkrankung vorliegt. Andererseits stellen die Maßnahmen, die getroffen werden – von der Anlage eines Gefäß- oder Blasenverweilkatheters oder auch invasive Diagnostik und operative Eingriffe – eine Belastung dar, die zu einer verminderten Leistungsfähigkeit des Immunsystems führen kann.
Kommen nun mehrere dieser Faktoren zusammen, kann das zu schweren Infektionen führen, die noch dazu oft nicht früh genug erkannt werden, schwer zu behandeln sind und möglicherweise eine Sepsis oder im schlimmsten Fall sogar den Tod des Patienten oder der Patientin zur Folge haben.
MetaIPSS® nutzt Routinedaten aus der klinischen Versorgung. Ein Regel-Editor erlaubt es festzulegen, bei welchen vorliegenden Einzelfaktoren oder welcher Kombination von Faktoren Patient:innen „gefunden“ und gekennzeichnet werden sollen. Das kann beispielsweise ein Patient sein, der nach der Anlage eines zentralvenösen Venenkatheters plötzlich auffiebert. Oder etwa eine Patientin, deren Blasenverweilkatheter zu einer Harnwegsinfektion geführt hat (mit dem Folgerisiko einer schweren Infektion der Nieren oder sogar einer Sepsis). Zusätzlich zu solchen ALERT-Regeln zeichnet sich MetaIPSS® dadurch aus, dass in jeder Fallübersicht ein grafisches Dashboard einen schnellen Überblick darüber gibt, welche Faktoren bei einem Patienten bzw. einer Patientin vorliegen, und vor allem: wie sich die zeitliche Abfolge darstellt.
„Tooltips“ mit einer Vorschau relevanter Informationen senken den Zeitaufwand für einen Überblick über die Geschehnisse relevant: Eine farbige Linie für einen vorhandenen Katheter, ein Tooltip für die Details und Informationen wie Patientenbewegungen, Materialentnahmen und Befunde in der gleichen grafischen Übersicht. Das Ziel dieser neu entwickelten Funktion war es, Informationen, die bisher möglicherweise an unterschiedlichen Stellen des Krankenhausinformationssystems gesucht oder als PDF-Dateien gelesen werden mussten, in eine grafische Übersicht zu bringen. Der Nutzen: Zusammenhänge sollen leichter und schneller erkannt und der zeitliche Aufwand deutlich reduziert werden.
Als antiinfektiöse Therapie werden Antibiotika eingesetzt, die mit unterschiedlichen Mechanismen Erreger bekämpfen können. Wichtig ist, dass ein möglichst „passendes“ Antibiotikum eingesetzt wird. Was aber tun, wenn der oder die Erreger, die eine Infektion verursacht haben, nicht genau bekannt sind? Dann beginnt man eine „empirische“ Therapie mit Wirkstoffen, die gegen eine hohe Zahl von Erregern wirksam sind und gleichzeitig mit einer hohen Wahrscheinlichkeit auch gegen diejenigen, die das vorliegende Krankheitsbild in der Regel verursachen. Gleichzeitig wird der Versuch unternommen, durch entsprechende Diagnostik, also die mikrobiologische Untersuchung von Patientenproben wie Abstrichen oder Blutkulturen, genau festzustellen, welche Erreger tatsächlich im konkreten Fall nachzuweisen sind. Ist dies geschehen, wechselt man auf ein Antibiotikum, das für den Einsatz gegen exakt diese nachgewiesenen Erreger vorgesehen ist. Neben der möglichst frühen Information, welche Erreger vorliegen, ist also
für den Therapieerfolg entscheidend, zum richtigen Zeitpunkt mit der richtigen Antibiotika-Therapie einzusteigen.
Und die Farben? MetaIPSS® bietet durch die Nutzung klinischer Daten aus Ihrer elektronischen Medikationsdokumentation eine dynamische, grafische Übersicht der Antibiotika-Therapie zum Behandlungsfall. Diese umfasst den Beginn der Therapie, die Gabedauer und den eingesetzten Wirkstoff. Auch Verabreichungsform und -weg werden in einem Zeitstrahldiagramm visualisiert. Zusätzlich stehen tabellarische und Listenansichten zur Verfügung.
In einem weiteren sogenannten „Widget“ der Benutzeroberfläche werden darüber hinaus voraussichtlich ab dem Frühjahr 2024 eingesetzte Antibiotika und nachgewiesene Erreger direkt nebeneinander gezeigt – für den schnellen Check, dass kein „bug-drug-mismatch“ vorliegt, sondern der richtige Wirkstoff in der richtigen Dosierung und Verabreichungsform für die nachgewiesenen Erreger eingesetzt wird.
MetaIPSS® nutzt neben den klinischen und administrativen Daten alle mikrobiologischen, virologischen und weitere Befunde, die zu einem Behandlungsfall vorliegen. Dazu gehören z. B. auch Befunde der klinischen Chemie, allen voran „Entzündungsmarker“, wie etwa C-reaktives Protein (CRP) oder Procalcitonin (PCT). Befunde, die von besonderer Relevanz sind, werden automatisch durch MetaIPSS® gekennzeichnet. Auch hier tragen Farben und Symbole dazu bei, relevante Informationen schneller zu erkennen und zwischen sehr problematischen Befunden mit unmittelbarer Reaktionsnotwendigkeit, wie z. B. ein Nachweis eines multiresistenten Erregers, und solchen zu unterscheiden, die von nachrangiger Bedeutung sind. Eine jederzeit aktuelle Übersicht – in „Echtzeit“ – ist, was wir den Anwender:innen bieten. So kann über einfach erstellbare Listen und Filter z. B. eine Übersicht aller anwesenden Patient:innen mit einem 4MRGN-Erreger oder mit einer RKI-Indikator-OP oder auch einem Erregernachweis in einer Blutkultur jederzeit aufgerufen werden.
Eine zeitaufwändige und mühsame händische Suche nach Informationen entfällt.
Die gesetzliche Verpflichtung, über den Nachweis multiresistenter Erreger eine Surveillance zu führen, wird ebenfalls von MetaIPSS® abgedeckt.
Neben klassischen Berichten in Textform (gesetzlich geforderte „Niederschrift”) kann MetaIPSS® auch die folgenden Visualisierungen zur Verfügung
stellen:
Die grafischen wie auch tabellarischen Auswertungen bieten dabei immer auch eine „drill-down-Funktion“, um aus Ergebnissen in konkrete Patientenfälle abzuspringen – und auch ein „drill-cross“, um aus bestimmten Auswertungsteilen in andere Auswertungen (z. B. andere Materialnachweise, andere Zeiträume oder andere Stationen und Fachabteilungen) zu wechseln.
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