Peter Weiß
Maria Boje, Leitung Medizincontrolling am Klinikum Nordfriesland gGmbH
Die neue PrüfvV stellt alle Krankenhäuser seit 2022 vor eine große Herausforderung. Es dürfen keine Rechnungen mehr rückwirkend korrigiert werden – nur in begründeten Ausnahmefällen können bereits an die Krankenkassen übermittelte Rechnungen geändert werden. Um als Krankenhaus wirtschaftlich zu arbeiten, ist es daher neben einer MD-sicheren und korrekten Kodierung ebenso wichtig, dass die Abrechnung zeitnah nach der Entlassung stattfindet.
Um dies zu gewährleisten, hat sich das Klinikum Nordfriesland dazu entschlossen, die fallbegleitende Kodierung mit MetaKIS® weiter auszubauen. Damit sind bei der Entlassung des Patienten bzw. der Patientin die meisten Daten bereits vorhanden und die Fälle können rasch abgerechnet werden.
Konkret bedeutet dies für die Praxis, dass die anwesenden Patient:innen bereits auf der Station von den Case-Manager:innen betreut und überwacht werden. Hierfür nutzen sie die MetaKIS®-Verweildauerliste pro Station in CGM MEDCIO im Klinischen Arbeitsplatz.
Die Kodierer:innen arbeiten in CGM MEDICO mit der DRG-Handlungsbedarfsliste.
In der DRG-Handlungsbedarfsliste werden auch Informationen aus MetaKIS® angezeigt, wie zum Beispiel Regelergebnisse oder Verweildauerinformationen. Für die Kodierung sind die Vorinformationen der Case-Manager:innen wichtig, vor allem die korrekte Hauptdiagnose. Die Liste wird je nach Verantwortlichkeit pro Station oder Fachrichtung erstellt und oft nach den Verweildauerinformationen sortiert. Je nach Auffälligkeiten kann MetaKIS® direkt aus der Liste aufgerufen werden.
Der erste Blick in MetaKIS® gilt in den Kliniken Nordfriesland den Anzeigen aus den Regelprüfungen.
Die Fälle werden nacheinander abgearbeitet, die Sortierung und die Fallauswahl kommen direkt aus der DRG-Handlungsbedarfsliste. Neben den Regeln werden hier aber auch viele andere wertvolle Hinweise angezeigt, z. B. chronische Diagnosen aus Voraufenthalten, Medikamente oder auffällige Laborparameter. Wird ein medizinischer und/oder pflegerischer Aufwand festgestellt, kann die Kodierung ergänzt werden.
Bei der Kodierung der Nebendiagnosen kann ein Kommentar hinterlegt werden, etwa wieso diese CCL-relevante Nebendiagnose für den Fall kodierbar ist. Denn nur durch eine vollständige und korrekte Dokumentation bei der Kodierung kann eine Kürzung seitens des MD verhindert werden.
Wichtig für die Prozesssteuerung ist, dass man nach der Kontrolle jedes Falls einen Status „Angaben vollständig“ setzen kann. Auch wenn verschiedene Kodierer:innen über mehrere Tage an einem Fall arbeiten, sehen alle den aktuellen Status.
Durch die fallbegleitende Kodierung können die Fälle bereits zwei bis drei Tage nach der Entlassung abgerechnet werden. Zur Sicherstellung der korrekten Abrechnung von Fällen mit potenziell ambulanten Leistungen müssen mit der Abrechnung die MBEGs erzeugt werden. Dazu wird eine weitere MetaKIS®-Komponente genutzt: Über den MetaKIS®-Client können gezielt solche Fälle gesucht und über die Regeln entsprechende MBEGs erzeugt werden.
Nach der Entlassung und der abschließenden Kodierung wird das Häkchen „Angaben vollständig“ gesetzt und der Fall gelangt in den Fallabschluss. Zuvor müssen die Kodierkräfte einige klinikspezielle Vorgaben beachten: Es müssen alle Regeln (nicht die Regeln, die das ambulante Potenzial prüfen) abgehakt werden. Auch die CCL-Potenziale bis Level 4 müssen geprüft werden.
Den nordfriesischen Kliniken ist es gelungen, in den letzten Monaten die Fälle, die durch eine weitere spezielle Frührevision gefunden werden, deutlich zu reduzieren.
Im letzten Monat waren es nur noch zwei Fälle. Nun soll komplett auf die Frührevision verzichtet werden. „Alle machen mit. Unsere Kodierer:innen haben den Ehrgeiz, auch ohne die Frührevision weiterhin ein sehr gutes Abrechnungsergebnis zu erzielen. Vor allem die MetaKIS®-Regeln – die wir in den letzten Monaten durch viele hauseigene Regeln ergänzt haben – und die strikte Umsetzung unseres Kodierprozesses helfen uns dabei”, so Maria Boje.
Weitere Unterstützung durch die Team- und Bereichsleitung bietet das Tool über den neuen DRG-Status „Medizincontrolling“. Dieser Status wird von den Kodierer:innen gesetzt und markiert alle Fälle mit AOP-Risiko. Also jene, wo ein Patient bzw. eine Patientin stationär behandelt wurde, aber über die aktuellen Regularien eine ambulante Behandlung angezeigt wäre.
Die Kolleg:innen aus der Team- und Bereichsleitung filtern nach dem Status und suchen dabei nur „abgeschlossene Fälle“. Diese werden nach ausgewählten Kriterien untersucht: z. B. nach CCL-Pot. mit niedrigem CCL-Level. Oder nach Fehlern, z. B. negativen Qualitätsmerkmalen.
Zur besseren Prozessunterstützung wurden weitere neue DRG-Status angelegt:
In Husum wurden nach einer hausinternen Schulung die Kodiervarianten eingeführt. Eine Kodiervariante bezeichnet eine andere bzw. geänderte Kodierversion. Die Kodierkräfte können in dem Zuge mehrere Kodiervarianten anlegen und zu einem späteren Zeitpunkt eine der Varianten übernehmen. So haben die Mitarbeiter:innen die Möglichkeit, sich zu der Kodierung eines liegenden bzw. entlassenen Falls mit Kolleg:innen abzustimmen und diesen die Kodiervariante beispielsweise per E-Mail zukommen zu lassen.
Das Klinikum Nordfriesland bietet seinen Besucher:innen in Nordfriesland mit Akutkliniken, Fachabteilungen, Versorgungs- und Therapiezentren sowie Fachschulen ein flächendeckendes Gesundheitsnetzwerk und gewährleistet dabei eine umfangreiche medizinische Versorgung auf höchstem Niveau. Dabei begleitet das Klinikum mit seinen rund 1.800 Spezialist:innen die Patient:innen mit einer Vielzahl an spezialisierten medizinischen Leistungen. Mit Adipositas-, Herz-, Schilddrüsen-, Bauch-, Gelenk- und Wirbelsäulenzentren sowie einem onkologischen Zentrum setzen diese zeitgemäße Schwerpunkte, um die Nutzung einer wohnortnahen Spitzenmedizin zu ermöglichen.
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