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Dr. Daniel Dettling

18. Januar 2022

Kolumne: Datenraum

Daniel Dettling

»Daten sind der Sauerstoff der nächsten Gesellschaft und Wirtschaft.«

Dr. Daniel Dettling, Autor und Geschäftsführender Gesellschafter bei re:publik - Institut für Zukunftspolitik UG

Ein europäischer Datenraum setzt auf Sicherheit, Souveränität und Werte

„Daten sind das Öl der Wissensgesellschaft“ heißt es seit Jahren, wenn es um die Zukunft der Informationswirtschaft geht. Dieser Satz ist schief und falsch. Schief, weil das Bild an die untergehende Welt der fossilen Energien erinnert und falsch, weil Daten mehr sind als sich selbst verbrauchende Energie. Daten sind Informationen und Muster, die - sinnvoll genutzt und geteilt – unser Leben erleichtern, sogar retten können. Daten sind nicht das Öl, sie sind der Sauerstoff der nächsten Gesellschaft und Wirtschaft. Wer die Daten besitzt, hat Macht und Kontrolle. Autoritäre Staaten werden zu digitalen Diktaturen und versuchen, mit ihrer Hilfe ihre eigenen Bürgerinnen und Bürger zu überwachen und dritte Staaten auszuspionieren und zu schädigen. Die Antwort freier und liberaler Gesellschaften auf diese Herausforderung muss eine doppelte sein: Datenschutz und digitale Souveränität.
Data Security
Daten

Drei Regeln für den Umgang mit Daten

Der israelische Historiker und Bestseller-Autor Yuval Hariri warnt vor einem neuen „Datenkolonialismus“ und nennt drei Regeln für den sicheren und wertebasierten Umgang mit Daten:

Erstens dürfen Daten von Menschen nur gesammelt und genutzt werden, um ihnen zu helfen und nicht, um sie zu manipulieren.

Zweitens muss verhindert werden, dass alle Informationen nur von einer Stelle, sei es eine Behörde oder ein Unternehmen, gesammelt werden. Datenkonzentration ist der direkte Weg in die Diktatur, so Harari. Datensilos und getrennte Systeme sind der Schlüssel.

Und drittens müssen immer dann, wenn Bürger überwacht werden, auch Regierungen und große Unternehmen stärker überwacht werden.

Die europäische Chance: ein einheitlicher, souveräner und wertebasierter Datenraum

Und hierin liegt die Chance für Europa: Im Wettbewerb der digitalen Supermächte USA und China kann es zu einem dritten Datenraum werden. Voraussetzung ist eine neue Mission und Erzählung. Die Datenstrategie der europäischen Kommission ist der Versuch, die digitale Souveränität Europas zu stärken und einen einheitlichen Datenraum auf der Basis europäischer Werte zu schaffen. Dazu gehören das sichere Teilen und Managen von Daten wie eine nachhaltige Forschungsförderung. Denn nur eine Minderheit von kleinen und mittleren Unternehmen in Europa setzt KI bisher ein.
Daten
Daten

Europeana zeigt den Weg: Das kulturelle Erbe schützen und weitertragen

Mit dem neuen Data Governance Act (DGA) will die EU regeln, dass Daten in Zukunft nach europäischen Regeln auf neutralen Marktplätzen geteilt werden können. Daten des öffentlichen Sektors sollen für Unternehmen und Privatpersonen bereitgestellt werden. Es geht um strategische Bereiche wie Gesundheit, Energie, Verkehr, Landwirtschaft und Finanzen. Ohne einen europäischen Datenraum wird die Jahrhundertaufgabe der Klimaneutralität und Dekarbonisierung nicht zu managen sein. Auch die Corona-Pandemie hat die Notwendigkeit und Bedeutung sicherer (Echtzeit-) Daten aufgezeigt. Der im November letzten Jahres vorgestellte gemeinsame europäische Datenraum für das kulturelle Erbe Europas „Europeana“ zeigt den Weg: Alle Denkmäler und Stätten, Objekte und Artefakte sollen für künftige Generationen digital erhalten werden. Aus hochwertigen Daten und in einem einheitlichen Datenraum sollen neue Dienstleistungen, Innovationen und Produkte zum Nutzen aller Europäer werden. Fast alle Kulturgüter (97,5%) sind Bilder und Texte und können somit digitalisiert werden. Für viele andere Bereiche wie den Gesundheitssektor gilt das Gleiche.

Schaffen wir einen sicheren, souveränen und wertebasierten Gesundheitsdatenraum – für die heutige wie für kommende Generationen von Patienten. Mein Namensvorschlag für diesen Raum ist „Hippokrates“.  

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– AUTOR

Dr. Daniel Dettling
Institut für Zukunftspolitik

Dr. Dettling schreibt als externer Autor für KMS regelmäßig Beiträge und informiert über allgemeine und aktuelle Themen aus der Gesundheitsbranche.

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