Dr. Daniel Dettling
Sebastian Dienst
Pflegedirektor
Deutsches Herzzentrum Berlin (DHZB)
Darije Lazovic
stellv. Pflegedirektor
Deutsches Herzzentrum Berlin (DHZB)
Führung, Führung, Führung. Das fängt mit einer strategischen Personalplanung und der Frage an: Was können wir überhaupt an Diensten leisten? Ein zweiter Faktor ist ehrliche Kommunikation: Wir haben unseren Mitarbeiter:innen klar gesagt, wo wir stehen und dennoch mit ihnen hohe Standards verabredet. Der dritte Faktor ist Transparenz. Anhand unserer Dashboards können alle in Echtzeit sehen, wo wir bei Themen wie Krankenquote stehen – und zwar auf Jahre gerechnet. Das Ergebnis: Statt Kündigungen erleben wir mehr Bewerbungen.
Die politischen Rahmenbedingungen sind besser geworden. Die jahrelange Unterfinanzierung der Pflegetarife und der damit verbundene Personalverlust sind jetzt gestoppt. Wir bekommen heute jede Pflegestelle finanziert. Attraktive Arbeitszeitmodelle und bessere Rahmenbedingungen sind dann unser Job. Oft sind es kleine Gesten, die viel bringen.
Eine ehrliche Analyse und Bestandsaufnahme und ein besseres Management. Wir wissen aus den Gesprächen: Junge Menschen wollen mit Menschen und in Teams arbeiten, sie wollen sozial sinnvolle Jobs haben, sich weiterentwickeln können und mit Technik zu tun haben.
Wir brauchen vor dem demografischen Höhepunkt die digitale Wende, den Zwang zur Digitalisierung. Das KHZG enthält zu Recht Strafzahlungen, wenn die Kliniken nicht digitalisieren.
Digitalisierung ist mehr als nur Computer und digitale Unterstützung. Wir wollen aus Routinedaten eine risikoadjustierte Personalbedarfsermittlung in Echtzeit machen und daraus Handlungen ableiten. Es geht dann nicht nur um die Anzahl der Betten, sondern auch um die Bedarfe der Patient:innen und ihre beste Betreuung, die vernetzte bstimmung zwischen den Berufsgruppen und um Planungen im Voraus und Prozessbeschleunigung. Digitale Schulungen und Lernprogramme sparen Geld und Zeit. Wir müssen mehr von anderen Branchen lernen.
Die rote Linie ist die digitale Überwachung von Patient:innen, um daraus ethische Entscheidungen oder Rationierungen zu diskutieren. Wir brauchen aber keine Angst vor Künstlicher Intelligenz zu haben, die uns Menschen ersetzt. Pflege und Medizin sind eine Kunst. Digitalisierung kann helfen, Fehler zu vermeiden und uns helfen, das Leben einfacher zu machen, sie kann uns die Entscheidung aber nicht abnehmen. Digitale Pflege ermöglicht in Zukunft, dass schwer chronisch kranke Menschen möglichst lange zuhause bleiben können. Mit Hilfe von Digitalisierung und Medizintechnik, wie z. B. auch Exoskeletten, werden Ältere mit muskulären Problemen sich besser bewegen und laufen können.
Wir brauchen dringend einen intelligenten Pflegeroboter als medizinisches Haustier. Ich nenne ihn den „Roboterhund“. Er wird mit Augensensoren Assistenzleistungen übernehmen, Werte wie Zucker messen und die Ergebnisse dann digital dem Pflegeteam schicken, das dann gezielt Hilfe leistet, ob telefonisch oder vor Ort.
Der Beruf wird professioneller und digitaler. Weiterbildung und Studiengänge wie Pflegeinformatik führen zu mehr Durchlässigkeit zwischen den Berufen. Die Grenzen zwischen den Professionen, zwischen Arzt und Pflegeberufen, werden flüssiger. In Zukunft arbeiten wir auf Augenhöhe. Die dreijährige Pflegeausbildung wird zur Grundausbildung, auf die Bachelor und Master folgen werden.
Ja, eindeutig. Länder wie die USA sind uns bei den Begriffen voraus. Moderne Titel und Bezeichnungen machen Berufe und Karrieren.
2030 sind wir eines der modernsten Herzzentren in Europa und werden zu den digitalen Vorreitern gehören. Die Tätigkeit der Pflegenden wird weiter, der Beruf attraktiver. Es kommt zu einer Neuordnung aller medizinischen Berufsgruppen: Die Pflegenden werden die Steuerungsfunktion übernehmen und auf Augenhöhe mit den Ärzt:innen agieren. Telemedizin wird zum Standard. Wir werden digitale Brillen tragen und dennoch den Menschen sehen. Mit unserer pflegerischen Intuition und unserem Erfahrungswissen können wir auch in Zukunft etwas, das Maschinen nicht können: echte Beziehungsarbeit leisten.
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