Dr. Daniel Dettling
Deutschland steckt im Digitalisierungsstau. Diese Lehre aus der Corona-Pandemie wird heute übergreifend geteilt. Die Baustellen sind vor allem Bildung, Verwaltung und Gesundheit. Mehr Dynamik und mehr Mut bei der Nutzung von Daten entlastet das Gesundheitssystem und setzt Innovationen frei für mehr Lebensqualität.
343 Milliarden Euro geben wir jährlich für Gesundheits- und Versorgungskosten aus. Rund 12 Prozent davon (42 Mrd. Euro) lassen sich durch digitale Technologien einsparen, so das Ergebnis einer neuen Studie der Unternehmensberatung McKinsey. Das ist fast die Hälfte der Summe, die den Krankenkassen im kommenden Jahr aktuellen Prognosen zufolge fehlen wird. Es könnten sogar mehr sein. Das größte Einsparpotenzial sehen die Autoren der Studie bei der Digitalisierung der Patientendaten: elektronische Patientenakte (ePA), Videosprechstunden, Online-Terminvergabe und bei der Fernüberwachung und -unterstützung chronisch kranker Menschen. Allein mit der stärkeren Nutzung der ePA könnten 7 Mrd. Euro eingespart werden. Ein Nutzermehrwert würde das Potenzial zusätzlich erhöhen, so die Studie und nennt die Online-Terminvergabe als gutes Beispiel, die auch ohne staatliche Förderung bei der Ärzteschaft beliebt sei, weil sie Arbeit und Zeit erspart. Ein positives Zeugnis stellt die Studie den digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) aus. Hier ist Deutschland weltweit Vorreiter.
Die nächste gute Nachricht: Die elektronische Patientenakte (ePA) steht vor einem Durchbruch. Erstmals vor fast 20 Jahren von der damaligen Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt angekündigt, soll künftig jeder Patient ohne eigenes Zutun eine ePA erhalten. So wollen es nun auch die deutschen Ärzt:innen und haben sich jetzt für das Opt-out-Verfahren bei der ePA ausgesprochen, um den Verbreitungsgrad der Akte zu erhöhen. Künftig sollen Leistungserbringer den vollen Zugriff auf die Daten in der ePA haben, es sei denn, die Patient:innen widersprechen dem ausdrücklich. Damit ist der Weg auch für Daten zu Forschungszwecken frei.
Dr. Daniel Dettling
Institut für Zukunftspolitik
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