Klaus Emmerich (Vorstand des St. Anna Krankenhauses in Sulzbach-Rosenberg) schrieb bereits 2011 in seinem Buch über die „Prozess orientierte Kostenträgerrechnung in Krankenhäusern und Rehabilitationseinrichtungen – Analysemöglichkeiten und Prozessänderungen mit eisTIK®“: „Es geht also um Prozessveränderungen. Prozesse ändern Ihre Erlöse und Kosten. […] Nur wer die Prozesse im Griff hat, kann etwas zum Positiven verändern!“
Geht es Ihnen auch so, dass Sie es im Grunde schon nicht mehr hören können? Prozessoptimierung, Prozessoptimierung, Prozessoptimierung, doch wie läuft es ab? Berater laufen durchs Haus und bringen Ihre Prozesse bei deren Aufnahme durcheinander. Unzählige Beratertage wurden bereits in deutschen Krankenhäusern versenkt, um Prozesse in unendlichen Kreisen aufzunehmen, zu visualisieren, zu verbessern. Neben dem immensen Aufwand, der dafür betrieben wird, besteht in vielen Krankenhäusern auch eine geringe Akzeptanz für ein solches Vorgehen, da die Prozessaufnahme immer einer menschlichen Aktivität bedarf und auch subjektiv gestaltet ist. Hinzu kommt, dass das Beobachten des Prozesses diesen verändert, da die Prozessbeteiligten sich unter Beobachtung anders verhalten als in der Realität. Wieviel besser wäre es die Prozesse auf Basis der ohnehin dokumentierten Leistungsbuchungen zu analysieren? Sehr viel besser! Bereits vor mehr als zehn Jahren begab sich KMS auf diesen Weg. Es gab eine Aufstellung der jeweils an
einem Behandlungstag erbrachten Leistungen.
Kommen wir auf die Ausgangsfrage zurück. Sie können „Prozesse, Prozesse, Prozesse“ nicht mehr hören? Sie müssen aber. Denn ob wir es hören wollen oder nicht: Der Schlüssel zum Erfolg liegt genau darin. Eine neue, intelligentere Lösung ist gefragt. Da kommt nun das eisTIK® Process Mining powered by Celonis® ins Spiel. Umgesetzt auf eisTIK® Process Mining powered by Celonis® bedeutet dies, dass wir auf Basis der in eisTIK® vorhandenen Leistungsbuchungen Prozesslandkarten für alle DRGs und ausgewählte administrative Prozesse aufsetzen und durch diese Visualisierung objektive Anhaltspunkte für eine Prozessveränderung geben. Endlich ist der Schatz der digitalen Informationen, der durch die umfangreiche und für die Mitarbeiter häufig mühselige Dokumentation geschaffen wurde, zu heben und zum Vorteil für alle Beteiligten zu nutzen. Gute Prozesse nutzen sowohl den Mitarbeitern als auch den Patienten.
Das Städtische Klinikum Braunschweig startete 2019 in das aktive Process Mining. Dr. med. Andreas Goepfert (Geschäftsführer des Städtischen Klinikums Braunschweig) verspricht sich viele positive Auswirkungen von dem Projekt.
KMS: Das Process Mining beruht auf den Datenlogs Ihres Hauses. Daher sind die dargestellten Prozesse Ihre tatsächlichen Prozesse – mit sämtlichen, auch nicht leitlinienkonformen, Ausprägungen. Alle durchgeführten Prozessvarianten sind mit Anzahl der Patienten und deren Durchlaufzeiten darstellbar. Was heißt das für Siein der konkreten Arbeit?
Dr. Andreas Goepfert: Damit ist auf einen Blick erkennbar, welche Behandlungslinien im Haus verfolgt werden. Da es Echtdaten sind, besteht für uns dann auch die Möglichkeit, die besten Prozessleitlinien für die jeweiligen Indikatoren herauszuarbeiten.
Welche neuen Möglichkeiten bietet Ihnen das Process Mining?
Wir müssen nicht mehr den gesamten Prozess in den Blick nehmen, sondern können uns auf relevante Fragestellungen konzentrieren: Zum Beispiel wird die Anzahl der Fälle und deren Verweildauern in den unterschiedlichen Teilprozessen schnell deutlich. Diese Teilprozesse können dann an konkreten Fällen in einer fachlichen Diskussion analysiert und hinsichtlich ihrer Sinnhaftigkeit bewertet werden.
Welche Rolle spielt der Zeitfaktor?
Da das Process Mining auf aktuellen Datenlogs beruht, haben wir unsere Prozesse ohne lange Vorlaufzeiten im Griff. Prozessveränderungen werden sofort und nicht erst nach Monaten transparent. Im permanenten Prozesscontrolling stellen wir somit unverzüglich fest, wenn sich alte Gewohnheiten wieder einstellen und können direkt gegensteuern.
Wann erwarten Sie Ergebnisse?
In sechs Monaten müssen sich erste konkrete Prozessverbesserungen ergeben. Dabei gehe ich von drei Monaten der Analyse und drei Monaten der Umsetzung aus.
Welche Prozesse haben Sie im Blick, können Sie ein Beispiel nennen?
Bei den Bandscheiben-Operationen beispielsweise hat sich bei uns im Hause die physikalische Therapie als Bottleneck herausgestellt, da die Patienten sowohl vor als auch nach der OP diese Abteilung benötigen. Bei den Schrittmachern beinhaltet die stationäre Aufnahme nur zu zwei Drittel primär die Standarduntersuchungen (EKG, Röntgen und Labor) und bei einem Drittel nicht. Da stellt sich mir unter anderem die Frage: Ist dies medizinisch indiziert bzw. lassen sich diese Aktionen auch vorstationär oder ambulant erbringen? Oder was sind die Gründe für die unterschiedlichen Vorgehensweisen?
Wie ist die Akzeptanz des Process Mining in Ihrem Krankenhaus?
Da es sich um Echtdaten handelt, erwarte ich eine sehr hohe Akzeptanz dieses Vorgehens. Anders als bei eminenzbasierten Befragungen werden die Prozesse so abgebildet, wie sie auch durchgeführt werden. Argumente wie ,So geht das nicht‘ oder ,Bei uns läuft das anders‘ sind somit hinfällig.
KMS wird im Rahmen dieser Projekte eine Art Peer-Verfahren etablieren und Ärzte einrichtungsübergreifend in Diskussion bringen …
… von dieser fachlichen Diskussion verspreche ich mir viele Anregungen für die Behandlungsprozesse. Das Städtische Klinikum Braunschweig freuen sich deshalb auf dieses gemeinsame Projekt mit KMS.